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ÖGB lenkt alle Augen auf die Pflege: Fast 200.000 Pflegekräfte fehlen bis 2050

Zum Tag der Pflege regen die Gewerkschaften für Gesundheits- und Sozialbetreuungsberufe dazu an, die Augen zu öffnen: Die Pflege braucht Respekt und Zukunftsaussichten

Die Berichte aus der Branche sind alarmierend: Unser Pflegesystem ist in Gefahr – und das nicht erst seit gestern. Zwei Pflegereformen wurden in den vergangenen Jahren angekündigt, um die Missstände zu begradigen. Allerdings wurden beide so holprig umgesetzt, dass die meisten Pfleger:innen bis heute keine Besserung spüren. „Auch wenn da und dort Mini-Verbesserungen gesetzt wurden, wartet das Personal bis heute auf eine Pflegereform, die diesen Namen auch verdient“, urteilt ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann. Die Folgen sind lange Wartezeiten für mobile Dienste zu Hause, gesperrte Betten in Pflegeheimen und Krankenhäusern sowie Berufsangehörige, die den Pflegeberuf vorzeitig verlassen.

Mit Vollgas ins Burnout

„Bei diesem Tempo schaffen wir es nicht ins Ziel", meint Katarzyna Resch, diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Referentin bei der younion - Team Gesundheit im Wiener Gesundheitsverbund. Sie vergleicht die anstrengende Tätigkeit in den Tag- und Nachtdiensten rund um die Uhr an 7 Tagen in der Woche mit einem Marathonlauf, für den der richtige Trainingsplan fehlt. Eine stufenweise Arbeitszeitverkürzung muss sofort her, um das Ziel einer professionellen und menschenwürdigen Leistung für die Bediensteten zu erreichen.

Auch Gerald Mjka, Betriebsrat bei der Gewerkschaft vida im Fachbereich Gesundheit, fordert die Politik zum Handeln auf. Es brauche gesetzliche Personalschlüssel, um eine gute Versorgung zu garantieren. Die Überbelastung ist jetzt schon spürbar, nicht nur für das Personal, sondern auch für die Pflegebedürftigen. Medikamente werden verspätet verabreicht, Schwerstkranke und Sterbende können nicht angemessen versorgt werden. „Wir werden als Gesellschaft daran gemessen, wie wir mit unseren Alten, Kranken und Behinderten umgehen”, appelliert Mjka an die Bundesregierung.

Pflege verdient Anerkennung

Zudem ist diese Knappheit der Mittel nicht gleich verteilt, manche wurden nämlich von den „Mini-Verbesserungen” der letzten Jahre gar nicht begünstigt. Im Behindertenbereich erhielten nur 50 Prozent der Beschäftigen den Pflegezuschuss, obwohl sie dieselbe Tätigkeit verrichten. Der Zuschuss wurde nämlich an die Ausbildung gekoppelt; im Behindertenbereich können jedoch Menschen mit vielfältigen Ausbildungen nach der Absolvierung des Ausbildungsmoduls „Unterstützung bei der Basisversorgung” (UBV) tätig sein. „Die Anerkennung des UBV-Moduls für den Pflegezuschuss muss gesetzlich verankert werden. Diese Ungleichbehandlung muss beendet werden”, fordert Angelika Hlawaty, Betriebsratsvorsitzende bei Jugend am Werk.

Schlussendlich ist der Pflegeberuf nämlich Schwerstarbeit, er wird aber – entgegen der Gewerkschaftsforderung – bislang gesetzlich nicht als solche gehandelt. Die Regelungen für den Zugang zur Schwerarbeitspension sind nämlich derart streng, dass nur die wenigsten aus dem Pflegebereich Anspruch haben. Das muss sich ändern, findet auch Reinhard Waldhör, Vorsitzender der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft: „Durch die gesetzliche Anpassung müssen unsere Kolleginnen und Kollegen die Schwerarbeitspension gesund erreichen können – das ist alternativlos.”

Viele dieser Maßnahmen müssen umgesetzt werden, um die Qualität zu erhalten – von einer Verbesserung der Pflegequalität kann noch nicht die Rede sein. Die aus ÖGB und den Gewerkschaften GPA, GÖD, vida und younion vernetze Arbeitsgemeinschaft für Gesundheits- und Sozialbetreuungsberufe hat bereits genug Lippenbekenntnisse zu Verbesserungen gehört, es müssen Taten folgen. Daher lautet ihre Devise: „Alle Augen auf die Pflege!”

 

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